• Jules Migonney (1876-1926), Tamaroud-Kabylie, 1910 © Mucem/Marianne Khun
    Jules Migonney (1876-1926), Tamaroud-Kabylie, 1910 © Mucem/Marianne Khun

La fabrique de la Méditerranée - Die Erfindung des Mittelmeers

Museumsansichten
Mucem, J4— Niveau 2
| From Mittwoch 5 Juni 2024 to Donnerstag 31 Dezember 2026

Der Mittelmeerraum wird heute weitgehend als Teil des universellen Erbes wahrgenommen, das man gerne mit allen seinen Bewohnern und darüber hinaus teilen würde. Woher und von wem stammt diese Idee? Wie wurde sie geprägt und von wem wurde sie überbracht? Wie wurde sie nach und nach „erfunden“? Wie gültig ist sie heute? Das sind die großen Fragen, die die neue semipermanente Ausstellung im Mucem aufwirft, die an die im November 2017 eröffnete Ausstellung „Connectivités“ anschließt. 

Die Ausstellung befasst sich mit der Frage, wie der Mittelmeerraum als Teil des Kulturerbes konstruiert wurde: Naturerbe, künstlerisches Erbe und völkerkundliches Erbe – drei Ansätze, deren Entstehung zeitlich vergleichbar ist. Sie will zeigen, wie Museen das Thema Mittelmeer inszeniert haben. Die naturwissenschaftlichen Museen wurden um die Produkte bereichert, die die großen militärischen und später wissenschaftlichen Eroberungszüge zusammengetragen haben. In den Museen der Schönen Künste wurden im Zuge der „Grand Tour“ zuerst die Zivilisationen der Vergangenheit zur Schau gestellt, dann die Bilder eines erdichteten Morgenlands, die ein verfälschtes Mittelmeerbild enstehen ließen. Die Völkerkundemuseen, die zu der Zeit entstanden, als die Kolonialisierung des südlichen und östlichen Mittelmeerraums durch die europäischen Staaten einsetzte, befassten sich ihrerseits mit Gesellschaften, die weit entfernt waren, sei es geografisch oder in der Wahrnehmung kultureller Unterschiede. Das aufrichtige wissenschaftliche und menschliche Interesse am Anderen ist dort manchmal nur schwer von den Interessen und Unternehmungen der Kolonialmächte zu unterscheiden. Vor dem Hintergrund dieses genealogischen und kritischen Ansatzes wird die Positionierung des Mucem im Verhältnis zu den Institutionen, die ihm vorausgegangen sind, und im Verhältnis zur zeitgenössischen Gesellschaft definiert. Auch die großen zeitgenössischen Probleme, mit denen der Mittelmeerraum konfrontiert ist, werden angesprochen. Die Krisen, die es heute erschüttern, können angesichts eines patrimonialen Bildes des Mittelmeerraums nicht totgeschwiegen werden. Einem Kollektiv engagierter junger Menschen, dem Collectif Ascagne, das für das Projekt dieser neuen Galerie gebildet wurde, wird ein Raum für Diskussionen gegeben. Sie richten ihren Blick auf eine Auswahl von Objekten, in Zusammenarbeit mit den Teams des Mucem und externen Experten (Akademiker, Objektbenutzer, Kunstschaffende usw.). Dieser frische Blick wird dazu beitragen, neben dem, was zum Aufbau des Mittelmeerraums beigetragen hat, auch das anzusprechen, was ihn gefährden könnte: das, was den Mittelmeerraum geschaffen hat und was ihn zunichtemachen könnte ... Wenn patrimoniales Denken aus der Sorge um das drohende Verschwinden entsteht, ist es oft eine Antwort auf eine Krise. Die Krisen, die der Mittelmeerraum heute erlebt, lassen dieses Gefühl der Dringlichkeit, das zu bewahren, was man muss und kann, erst wieder aufleben. 

Die Ausstellung wird das Mucem und seine Identität in einer historischen und disziplinären Dynamik präsentieren und seine Gründungssammlungen in ihren Beziehungen zu anderen Bereichen einordnen, um seine Herkunft, aber auch seine Einzigartigkeit in der Museumslandschaft zu zeigen. 

Es werden etwa 300 Werke (Gemälde, Skulpturen, Kunstgegenstände, Grafiken, Möbel, Alltagsgegenstände, Kostüme usw.) gezeigt, die hauptsächlich aus den Sammlungen des Mucem und aus großen französischen Sammlungen stammen.

 
Generalkuratorin Mucem :
Emilie Girard, Direktorin für Wissenschaft und Sammlungen.

Stellvertretende Generalkuratorin Mucem :
Marie-Charlotte Calafat, Konservatorin für Kulturerbe,
Leiterin der Abteilung für Sammlungen und dokumentarische Ressourcen.

Mucem-Kuratoren:
Justine Bohbote, Raphaël Bories, Camille Faucourt, Enguerrand Lascols, Hélia Paukner, Konservatorinnen und Konservatoren.

Szenografie: in Arbeit